Die Eingewöhnungsphase...
Die Eingewöhnung findet bei mir ganz sanft in Anlehnung an das "Berliner" bzw. "Münchener Modell" statt.
"Aller Anfang ist schwer", sagt man. Aber vielleicht ist es schöner, es wie Hermann Hesse zu betrachten:
"Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben."
Die Tagesbetreuung und die Tagesmutter sind vermutlich der erste fremde Ort und die erste fremde Bezugsperson außerhalb der Familie. Das ist ein großer Schritt für das Kind und auch für die Eltern. Sein ganzes kleines Leben und auch die Schwangerschaft hat man ganz eng miteinander verbracht, sich nicht oder kaum getrennt. Vielleicht fühlt es sich an, als ob das eigene Herz nun in diesem kleinen Wesen schlägt...
Um diesen ersten Schritt zu gehen, einander jetzt für eine Weile zu verlassen, braucht man ganz viel Vertrauen. Vertrauen ineinander und Vertrauen in die Tagesmutter. Das Vertrauen ineinander ist bereits aufgebaut, doch die Tagesmutter ist noch neu und unbekannt. Vertrauen zu entwickeln braucht neben Sympathie vor allem Zeit.
Daher sollten für eine gute Eingewöhnung mindestens zwei bis drei Wochen eingeplant werden. Die ersten Tage verbringt die Mutter (oder der Vater) gemeinsam mit dem Kind bei mir. Ein erstes Kennenlernen von uns Erwachsenen erfolgt durch Gespräche. Das Kind kann langsam die neue Umgebung erforschen, während es seine Bezugsperson in der Nähe weiß und sich dadurch sicher fühlt. So lernt es den neuen Ort und die Tagesmutter und die anderen Kinder in Ruhe und als etwas Positives kennen. Erfolgt eine Trennung zu früh oder zu abrupt, kann das Angst und Unsicherheit auslösen.
Im Laufe der Eingewöhnungszeit kann sich die Mutter (oder der Vater) nun immer mehr zurückziehen und als stiller Beobachter einfach da sein. Ihre bloße Anwesenheit bietet dem Kind die Sicherheit, die es braucht. Die Tagesmutter übernimmt schrittweise Dinge wie Windeln wechseln, Füttern und ähnliches.
Eine ideale Eingewöhnungszeit ermöglicht es dem Kind, die Tagesmutter, den neuen Ort, die neuen Kinder als etwas Positives zu kennenzulernen. Die Anwesenheit der Bezugsperson und das Vertrauen, das sie vermittelt, geben dem Kind ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Wenn es spürt, dass die Mutter (oder der Vater) sich wohl fühlt und der Tagesmutter vertraut, hilft ihm das, selbst Vertrauen (und Selbstvertrauen) aufzubauen. Im Laufe der folgenden Tage können sich die Eltern Stück für Stück kurz verabschieden, aber die Bezugsperson sollte in der Nähe bleiben und erreichbar sein.
Kinder haben sehr feine Antennen für unsere Emotionen. Daher ist es ganz wichtig, dass man selbst ein gutes Gefühl hat. Man sollte bei der Wahl einer geeigneten Betreuung für sein Kind auf sein Herz hören und sich die Zeit nehmen, die es braucht, bis es sich entspannt und gut anfühlt...
Damit alles wirklich gut und entspannt läuft, können die Eltern auch vor der offiziellen Eingewöhnungsphase gerne ab und zu mit ihren Kindern während der Betreuungszeit zu Besuch kommen. Dann wird alles schon ganz nebenbei etwas vertrauter und erleichtert die anschließende Eingewöhnung.